Private Wetterstation Kalkriese

Lat.: 52° 24' 26" Nord • Long.: 8° 04' 41" Ost • Höhe: 57 m ü. NN
Dienstag, 01. Juli 2025 • 01:35:32 (UTC+2)

Wettervorhersage externer Anbieter



Bodenanalysekarten und Synoptische Übersichten

Luftdruck - Fronten - Wetter

Nordatlantik - Europa
 
 
Nordatlantik - Europa


Quelle: Deutscher Wetterdienst, Quelldatei bearbeitet und eigene Angaben ergänzt.




SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Heißes, zunehmend auch extrem heißes Sommerwetter, teils mit überregional
auftretenden Tropennächten. Im Südwesten, zum Mittwoch im Nordwesten erhöhte
Gewittergefahr, teils mit Unwetterpotenzial. Hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... beeinflusst ein kräftiger Höhenkeil (peripher des 90-iger Perzentils
beim Geopotenzial) das Wetter in Deutschland. Das entsprechende Bodenhoch namens
BETTINA liegt mit seinem Kerndruck von etwas über 1020 hPa über Norddeutschland
und gleichzeitig mehr oder wenig mittig unter der Höhenkeilachse.

Dabei beeinflusst den Norden und Osten noch eine modifizierte subpolare
Luftmasse, die rückseitig des kräftigen Tiefdruckgebietes CORNELIUS über
Westrussland in den Norden und Osten von Deutschland herangeführt wurde. Dabei
liegen die Taupunkte aktuell in den genannten Regionen bei 1 bis 7 Grad, in
Richtung Nord- und Ostsee um 12 Grad. 06Z Lindenberg spiegelt das Geschehen
recht gut wider mit einer nahezu isothermen Schichtung zwischen 1.5 und 3 km AGL
und einer noch vorhandenen hochreichenden, jedoch schwachen KLA. 12Z zeigte
bereits eine leichte Zunahme der Inversion bei rund 700 hPa mit einem Abbau der
isothermen Schicht. Entsprechend liegen die abendlichen Werte meist zwischen 19
und 27 Grad mit den niedrigsten Werten im Umfeld der Küsten. Dank der niedrigen
Taupunkte lässt sich diese Wärme noch gut aushalten, weshalb für diese Regionen
auch noch keine Hitzewarnungen benötigt wurden.

Anders sieht es auf der West- und Südflanke von BETTINA aus. In den Westen und
Süden konnte sich eine subtropisch anmutende Luftmasse einfinden, deren Feuchte
gespeist wurde aus Resten der jüngsten, nach Osteuropa ablaufenden Frontpassagen
sowie durch Anbindung zum subtropischen Sektor des Ostatlantiks. Die
geschichtete PW Darstellung zeigt hochreichende Feuchte, die um den Keil
herangeführt wurde/wird, sodass TPW Werte von 25-30 mm vorhanden sind, was in
etwa einer Anomalie von 20% zur Hintergrundklimatologie entspricht. 00Z
Aufstiege von Payerne oder Idar-Oberstein bestätigen diese Werte. Diese Werte
betreffen in Deutschland aber nur den Südwesten und äußersten Süden. Bodennah
spiegelt sich diese Luftmasse durch Taupunkte von 15 bis 18 Grad im Südwesten
und Süden wider sowie einem breiten Übergangsbereich mit Werten von 12 bis 15
Grad über der Mitte bis zum Bayerischen Wald. Dabei kommen die gemäßigten
Taupunkte bis heute Abend noch etwas weiter nach Westen und Süden voran.

Bezüglich Gewitterpotenzial sollte dieses heute Abend nur im äußersten Südwesten
und Süden in Form einzelner konvektiver Umlagerungen umgesetzt werden - in etwa
südlich einer Linie Allgäuer Alpen - Straßburg.
Die von Osten noch einsickernde trockene Luftmasse sowohl in der Höhe, wie auch
am Boden erhöht das "entrainment Problem" großflächig, sodass die gezeigten 500
bis 1000 J/kg MUCAPE meist deutlich geringer ausfallen. Nur in dem genannten
Streifen im äußersten Südwesten und Süden deutet sich ausreichend Feuchte an,
sodass die dort anvisierten 1000-2000 J/kg MUCAPE als realistisch angesehen
werden können. Wenngleich die Numerik bis jetzt den Abend noch trocken belässt,
so agiert die Konvektion im Westen der Schweiz grob eine Stunde vor den jüngsten
RUC Läufen, zumal entlang des Schwarzwaldes aktuell (14Z) verstärke
Kumulusentwicklung auszumachen ist. Von daher kann zum Abend bereits das erste
Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Ausreichend CAPE für teils größeren Hagel
von 2 oder 3 cm Durchmesser ist während der Entwicklung der Gewitter ebenso
wahrscheinlich wie heftiger Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit (punktuell auch
mehr) und einzelne heftige Abwinde (teils bis in den Sturmböenbereich, Bft 9).
Die betroffene Fläche ist aber als sehr isoliert anzusehen.

Ansonsten gehen wir sonnig und trocken in den Abend.

Die abendlichen Werte liegen über der Mitte und dem gesamten Süden bei 29 bis 34
Grad. Abseits der Konvektion wird ein schwacher, im Nordosten auch mäßiger
Nordostwind erwartet.

In der Nacht zum Dienstag dauert die "Blubberei" entlang einer schwachen, von
den Vogesen zu den Allgäuer Alpen gerichteten seichten Massenflusskonvergenz
weiter an. Lokal unwetterartige Entwicklungen sind in der ersten Nachthälfte
noch möglich, bevor die Intensität immer geringer wird. Einzelne Schauer sind
aber auch nach Mitternacht noch möglich.

Ansonsten verläuft die Nacht klar und trocken. Die Reste der modifizierten
subpolaren Luftmasse laden nochmal zum Durchlüften ein mit 14 bis 10 Grad von
Bayern bis nach Niedersachsen und Werten von 11 bis 9 Grad im gesamten
Nordosten. Derweilen bleibt es mit 19 bis 15 Grad im äußersten Westen und Süden
bereits deutlich milder und vielerorts sollte es für eine Tropennacht
ausreichen. COSMO-LEPS und EZ-EPS heben für eine Tropennacht besonders den
Südwesten bis zum Niederrhein hervor (inklusive Oberrhein, Rhein-Main Gebiet).

Dienstag ... wandert BETTINA nach Polen und wir gelangen immer mehr unter den
thermischen Rücken, der sich von Frankreich bis nach Deutschland erstreckt.
Dabei steigen die 850 hPa Temperaturwerte im Westen auf 20 Grad und sonst auf 16
bis 19 Grad.

Während den Osten noch die Reste der subpolaren Luftmasse mit Taupunkten
bodennah von unter 10 grad beeinflussen, liegen diese im gesamten Westen und
Süden bei 15 Grad oder mehr.

Dank ungehinderter Einstrahlung von einem wolkenlosen und staubarmen Himmel
liegen die Höchstwerte im gesamten Osten zwischen 29 und 34, lokal auch bei 35
Grad. Allerdings handelt es sich hierbei noch um eine recht trockene Hitze.

Anders sieht es im Süden aus, wo ähnliche Maxima bei höheren Taupunkten
unangenehmer auffallen sollten. So richtig drückend heiß wird es im Südwesten
und Westen, wo neben der hohen Luftfeuchtigkeit die Temperaturmaxima zwischen 34
und 38 Grad liegen, was regional einer extremen Hitze gleichkommt.
Vorhersagesoundings aus dem Südwesten zeigen ein weiteres Anheben der
Durchmischung von 2000 auf rund 2600 m AGL, was die erneute Zunahme der
Höchstwerte zur Folge hat.

Mit dem kräftigen Tagesgang wird eine anfängliche schwache Deckelung in rund 1
bis 3 km AGL (regional stark schwankend) recht zügig abgebaut. Insofern nimmt
bis zur Mittagszeit die dekorative Quellbewölkung im Westen und Süden immer
weiter zu und ab der Mittagszeit sollten sich dann ausgehend vom Schwarzwald und
der Schwäbischen Alb Gewitter entwickeln. MUCAPE bis 2000 J/kg bei geringer
Scherung in der gesamten Troposphäre sind gut für langsam ziehende, aber
kräftige Aufwinde, die ohne Weiteres nach Zündung mit größerem Hagel, teils auch
mit großen Hagelansammlungen und Starkregen von punktuell um 30 l/qm in kurzer
Zeit einhergehen. Im ID2-EPS ergeben sich auch Wahrscheinlichkeiten für mehr als
40 l/qm in kurzer Zeit (extremes Unwetter), diese Spitzen sind aber wohl nur bei
Interaktion von Zellen bzw. entlang der Orografie zu erwarten.
Neben den genannten Parametern sticht aber auch der Wind ins Auge. In der
hochreichend durchmischten Grenzschicht deutet sich der Überlapp aus reichlich
abgehobenem MUCAPE über einer "inverted-V" Grenzschicht ab, was neben heftigen
Abwinden durch den fallenden üppigen Niederschlag auch kräftige Abwinde durch
Verdunstungsabkühlung zur Folge hat. Im ID2-EPS ergeben sich weiterhin lokale
Spitzen bis in den Bft 10/11 Bereich und selbst ein Bft 12 Downburst-Ereignis
scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Auch die Feuchtkugeltemperatur von 19 bis
22 Grad hebt das Verdunstungs- und Abkühlungspotenzial hervor, wie auch der
etwas unscharfe Parameter DCAPE von rund 1200-1400 J/kg. Summa summarum
erscheint daher am Dienstag im Bereich von der Pfalz bis zur Fränkischen Alb und
südlich davon bis zur Schweiz/ dem Allgäu das Unwetterpotenzial erhöht zu sein -
teils durch Hagel und Regen, aber auch den impact betreffend durch den markanten
bis lokal unwetterartigen Wind. Es muss auch die Ausbildung einer überregionalen
Böenlinie mit markanten Böen abseits der eigentlichen Konvektion in Betracht
gezogen werden.

Auch in Richtung Eifel sind einzelne Gewitter zu erwarten, hier fällt das
Unwetterrisiko dank etwas niedrigeren Labilitätswerten geringer aus, ist aber
nicht gleich null.

Entlang und nördlich der zentralen Mittelgebirge scheint die Sonne bis zum Abend
und es bleibt trocken.

Abseits der Gewitter kommt der Wind meist schwach aus Ost bis Nordost, im
Südwesten jedoch aus unterschiedlichen Richtungen.

In der Nacht zum Mittwoch fallen die letzten Schauer und Gewitter im Süden rasch
in sich zusammen. Nachfolgend verläuft die Nacht meist klar und trocken. Auch
sonst wird im Rest der Republik eine trockene und klare Nacht erwartet.

Die Minima liegen meist zwischen 19 und 13 Grad mit den niedrigeren Werten im
Osten. Die Signale für eine Tropennacht steigen innerhalb der Ensembleverfahren
im gesamten Westen deutlich an, sodass die anvisierten Minima mit 24 bis 20 Grad
nicht nur von den Werten, sondern auch in der Fläche deutlich üppiger als MOSMIX
ausfallen. Lokal können mit Hilfe der Orografie auch noch höhere Minima nicht
ganz ausgeschlossen werden.



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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... gelangen wir zunehmend auf die Trogvorderseite, verbleiben aber
weiterhin im Einflussbereich des mächtigen Höhenkeils und somit dominiert
weiterhin Absinken auf der synoptisch-skaligen Ebene. Der thermische Rücken
schiebt sich nun komplett nach Deutschland rein, sodass die Temperaturwerte in
850 hPa von der Oder bis ins Saarland und von der Donau bis nach Hamburg bei 20
bis lokal 22 oder 23 Grad liegen.

Vorhersagesoundings deuten ein Durchmischen bis grob 3 km AGL an, was die
Spitzenwerte bei durchweg hervorragender Einstrahlung bis ins Unerträgliche
hochjagt. Von der Eifel/Pfalz bis zur Oder liegen die Maxima bei 35 bis 38 Grad
- eine wirklich beeindruckend große Fläche mit diesen Maximalwerten. Inwieweit
die bodennahe Überadiabate die Spitzenwerte auf 39 Grad oder lokal (gerundet) 40
Grad anhebt, ist nur von akademischem Interesse. Es könnte sein, dass eine
seichte Inversion bei 700 hPa eine hochreichendere Durchmischung unterdrückt.
Zudem nimmt der Staubanteil in der Troposphäre etwas zu. Gleichzeitig fällt ein
bisschen der Nordwesten von Deutschland ins Auge, wo die 850 hPa Temperaturwerte
jenseits des 99%-Perzentils liegen und wo im Zuge eines mäßigen warmen jets
präfrontal einer über dem Ärmelkanal/der Deutschen Bucht liegenden Kaltfront
(inklusive präfrontaler Bodenkonvergenz) die höchsten 850-1000 hPa Schichtdicken
erzielt werden. Dies könnte dann für das Ruhrgebiet die absoluten Spitzenwerte
nach sich ziehen. Nach ICON wäre von diesen Maxima der niedertrop. Schichtdicke
allerdings auch das Rhein-Main Gebiet betroffen und diese Region wird auch von
den Ensembleverfahren am deutlichsten hervorgehoben für potenzielle Spitzenwerte
des Tages. Aber abseits dieser meteorologischen Feinheiten bleibt unter dem
Strich, dass der Mittwoch flächig extrem heiß ausfallen wird, besonders den
Rhein entlang wohl auch mit einer extremen Hitzebelastung und ansonsten
deutschlandweit mit einer Hitzebelastung.

Abseits der hohen UV- und Hitzebelastung sowie einer nahezu deutschlandweit
hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr darf man natürlich nicht das Thema
Konvektion aus den Augen lassen.
Trotz der Durchmischung und der Abnahme der Taupunkte bleibt im Südwesten und
Süden eine ausreichend feuchte Grenzschicht vorhanden, die für 1000-1500 J/kg
MUCAPE gut ist. Schwache Scherung sorgt erneut für langsam ziehende Konvektion
besonders entlang des Schwarzwaldes, der Schwäbischen Alb bis ins Allgäu hinein.
Allerding trocknet das anhaltende Absinken unter dem Keil auch die mittleren
Bereiche der Troposphäre weiter ab, sodass entrainment ein Thema wird, was ggf.
die realen MUCAPE Werte deutlicher drückt als am Vortag. Dennoch sind in den
genannten Bereichen einige heftige Gewitter mit Starkregen um 25 l/qm in kurzer
Zeit, teils mit größerem Hagel (Durchmesser) oder großen Ansammlungen kleineren
Hagels und Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Diese Konvektion dürfte sich zum
Abend allmählich abschwächen.

Anders sieht es im Nordwesten der Republik aus, wo die von Benelux nahende
Bodentiefdruckrinne mit hohem Feuchtegehalt auf erhöhte hochreichende Scherung
entlang der Frontalzone trifft und somit dieser Überlapp der Parameter für
organisierte Konvektion gut ist. Einige Fragen bleiben aber noch offen. Eine
dieser Fragen ist, wie gedeckelt die Luftmasse sein wird, was sich auch auf den
Grad der Organisation der Gewitter auswirkt. Auch eine rasch der Konvektion
vorauseilende Böenfront (cold pool getrieben) könnte störend fungieren.
Sturmböen, strichweise auch schwere Sturmböen, lokal großer Hagel und heftiger
Starkregen sollten aber sicherlich ein Thema sein und für einige
Unwetterwarnungen gut sein.

Meist weht der Wind schwach aus Süd bis Südost und dreht im Westen zunehmend auf
Südwest, rückseitig der Konvektion auf Nordwest.

In der Nacht zum Donnerstag schwächt sich die Konvektion im gesamten Norden
zögernd ab, während die Nacht im Süden klar und trocken über die Bühne geht
(nach Abklingen letzter abendlicher Schauer und Gewitter). Die Nacht wird
vielerorts sehr mild - in einem Streifen vom Rhein-Main Gebiet bis nach Berlin
bis in die zweite Nachthälfte mit Temperaturwerten von teils über 25 Grad und
letztendlich zahlreichen Meldungen tropischer Minima. In Richtung Niederbayern
und auch im Emsland kühlt es auf 16 bis 14 Grad ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik erfasst diese Kurzfrist recht homogen, was auch die Annäherung des
Troges zum Mittwoch betrifft. GFS und ICON zeigen den Trog über England etwas
schärfer, letztendlich dürfte aber die der Kaltfront vorauseilende
Bodentiefdruckrinne den Ton mit Blick auf die Gewitteraktivität angeben.
Bezüglich deren Lage und Intensität ergeben sich allerdings noch einige
zeitliche und räumliche Unschärfen.

Bezüglich der Konvektion morgen (am Dienstag) im Südwesten sticht eine
Vorabinformation zwar nicht zwingend ins Auge, kann jedoch auch nicht
kategorisch ausgeschlossen werden. Besonders die Schiene entlang der
Schwäbischen Alb und des Schwarzwalds könnte bei anhaltender Konsistenz vom D2
und ggf. später von RUC hervorgehoben werden. Externe Modelle streuen bezüglich
der Foki aber noch recht deutlich.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy



S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 10.30 UTC



Ab Donnerstag allmähliche Abkühlung. Gebietsweise Gewitter, örtlich Unwetter vor
allem durch Starkregen. Ab dem Wochenende unbeständig und nur noch mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 07.07.2025


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, geht nach IFS die sich
aktuell aufschaukelnde Hitzewelle allmählich wieder zu Ende. Der bislang
wetterbestimmende Höhenrücken ist mittlerweile in Osteuropa angekommen und
bewegt sich weiter gen Osten. Er stützt noch ein schwaches Bodenhoch über dem
Osten Europas. Dem Höhenrücken folgt von Westen ein langwelliger, aber nicht
weit nach Süden ausgreifender Trog. Dessen erste Achse ist bereits in der Nacht
über die Nordsee geschwenkt und verlagert sich tagsüber über Dänemark und
Südschweden in die nördliche Ostsee. Dieser Kurzwellentrog lässt auch ein
Tiefdruckgebiet, das im Tagesverlauf nach Finnland zieht, stärker werden. Von
diesem ausgehend erstreckt sich eine flache Bodentiefdruckrinne, in die auch
eine Kaltfront eingelagert ist südwestwärts. Sie liegt morgens über dem
Nordwesten Deutschlands und kommt im Tagesverlauf zur Mitte voran. Südöstlich
davon liegt nach wie vor die heiße (T850 um 12 UTC immer noch bis 20°C), mäßig
feuchte und potentiell instabile Luftmasse, während in den Nordwesten schon eine
kühlere und stabil geschichtete Luftmasse (T850 nur noch um 6°C) eingeflossen
ist. Rückseitig der Rinne schiebt sich ein Keil des kräftigen Azorenhochs bis
zur Nordsee vor. Damit setzt sich bei uns von Nordwesten her nördlicher Wind
durch, was auch die Progression der Kaltfront verursacht. Insgesamt fließt bei
dieser Konstellation die Kaltluft recht flach ein, so dass im Umfeld der Front
die Schichtung schon recht stabil ist. Dort kommt es zwar zu Regenfällen und
Gewittern, nach der großen Unwetterlage sieht es aber nicht aus. Im Südosten
steht in der heißen Luftmasse reichlich CAPE zur Verfügung, dort sind aber die
Antriebe noch schwach und Gewittern treten nur vereinzelt vom Bergland ausgehend
auf. Leichtes Unwetterpotential besteht vor allem wegen Starkregens. In der
Nacht zum Freitag dringt die Kaltfront in den Süden vor und bringt weitere
Schauer und Gewitter, während es im Nordwesten ruhig und recht kühl ist.

Am Freitag zieht erneut ein Kurzwellentrog über Dänemark und Norddeutschland
Richtung Polen und Baltikum. Bodennah breitet sich der Keil des Azorenhochs bei
uns aus, dessen Achse über dem Norden des Landes verlaufen soll. Die Kaltfront
verlagert sich somit weiter südwärts und erreicht im Tagesverlauf die Alpen.
Konvektive Umlagerungen sollten vor allem auf die Regionen südlich der Donau
beschränkt bleiben, aber weiterhin mit nur begrenztem Unwetterpotential, da
bodennah schon etwas weniger warme Luft einsickert. Im Nordwesten steht dagegen
in der stabilen Luftmasse ein ruhiger und sonniger Tag auf dem Programm, auch
der Kurzwellentrog vermag nach aktuellem Stand keine Schauer auszulösen.

Am Samstag kommt es im Bereich der Britischen Inseln zu einer weiteren
Austrogung, die den Langwellentrog im Westen regeneriert und zu weiterem
leichten Geopotentialverlust führt. Allerdings kommt mit leichter Drehung der
Strömung Richtung Südwest die warme Luft wieder in den Nordwesten zurück, dort
steigt in 850 hPa die Temperatur wieder auf 10°C. Im Südosten verharrt sie um
16°C. In den Nordwesten wird auch eine schwache Front gesteuert, die zu Schauern
führen kann. Auch im Südosten kommt es in der nicht ganz ausgeräumten Warmluft
zu Gewittern. Ansonsten herrscht unter dem weiterhin bestehenden Hochdruckkeil
recht ruhiges Wetter.

Am Sonntag weitet sich der Trog über Frankreich weiter südwärts aus und wird das
dominierende System. Auf seiner Vorderseite dreht die Strömung auf Südsüdwest.
Bodennah baut sich der Azorenhochkeil ab und ein Nordseetief übernimmt die
Regie. Damit gelangt in den Osten wieder heiße Luft mit um 16°C in 850 hPa,
während es im Westen deutlich kühler ist und dort schauerartige Regenfälle und
Gewitter aufziehen. In der Nacht zum Montag kommt der Trog weiter ostwärts voran
und damit auch die Regenfälle. Auch aus den Alpen heraus sollen kräftige
Regenfälle auf den Südosten übergreifen.

Am Montag schwenkt dann die Achse des Langwellentroges nach Deutschland herein
und die Kaltfront des Tiefs, das nach Skandinavien zieht überquert das ganze
Land. In 850 hPa geht die Temperatur auf 8 bis 10°C zurück. Es kommt zu weiteren
Regenfällen und Gewittern. Zudem weht der westliche Wind mitunter frisch. Damit
geht dann die Hitzewelle endgültig zu Ende.

Die beiden Folgetage stehen unter dem Einfluss des sich regenerierenden
Langwellentroges über Mitteleuropa. Das Temperaturniveau geht noch etwas zurück
und weitere (gern genommene) Regenfälle stehen auf der Agenda. Erst zum
Donnerstag steigt von Westen her das Geopotential wieder und der Azorenhochkeil
schiebt sich wieder herein, nach aktuellem Stand aber eher über Süddeutschland,
so dass weiterhin eher nur mäßig warme Luftmassen aus Westen einfließen und die
südeuropäische Heißluft ferngehalten wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des IFS ist mit seinen beiden Vorgängerläufen in sehr guter
Übereinstimmung. Insbesondere gibt es nur maximale kleine Detailunterschiede
zwischen dem gestrigen 00-UTC-Lauf und dem heutigen 00-UTC-Lauf. Der gestrige
12-UTC zeigte sich insgesamt geringfügig progressiver, sowohl bei der ersten
Front am Donnerstag/Freitag, als auch bei der nächsten am Samstag und auch bei
dem nachfolgenden Langwellentrog.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die heutigen vorliegenden deterministischen Läufe zeigen bis zum Ende der
jeweiligen Vorhersagedauer bzw. bis nächsten Sonntag eine sehr gute
Übereinstimmung. Am Sonntag sieht die Trogkonfiguration etwas unterschiedlich
aus, insgesamt sollte das aber noch kaum Auswirkungen haben. Erst zum Montag
gibt es größere Unterschiede beim Aussehen des Langwellentroges: Während nach
IFS und GFS der Langwellentrog voll hereinschwenkt, kommt es bei GEM und ICON zu
einer Regeneration des Troges westlich von uns, so dass wir noch leicht
vorderseitig liegen. Darin, dass die Folgetage dann erstmal troggeprägt sein
werden, sind sich GEM, GFS und IFS einig.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Ensemble des IFS verteilt sich im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag,
00 UTC auf drei Cluster. Diese zeigen großskalig die gleiche Entwicklung. Der
Blick in die Details offenbart leichte Timingunterschiede, im Prinzip also die
gleiche Unsicherheit, die auch aus dem Modellvergleich resultiert. Im weiteren
Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag werden zwei Cluster gebildet, die beide
zeigen, dass nächste Woche von einer Troglage dominiert wird. Das wird auch von
den Temperaturprognosen des "sub-seasonal forecasts" des EZMW von gestern
gezeigt, die am Wochenende zunehmend zu einer kühlen Witterung in der Woche ab
7. Juli umgeschwenkt sind.

Die Rauchfahnen für verschiedene Regionen Deutschlands zeigen eine
kontinuierlichen Rückgang des Geopotentials von dem aktuell sehr hohen Niveau
auf ein eher unterdurchschnittliches Niveau in der nächsten Woche, wobei die
Streuung erwartungsgemäß zunimmt und der IFS-Hauptlauf eher unterhalb der
Mehrheit der Läufe zu finden ist.

Die Temperaturkurven erreichen am Mittwoch ihre Spitze und fallen dann deutlich
ab, wobei es im Süden etwas länger dauert und die Unsicherheit etwas größer ist.
Zum Wochenende deutet sich überall wieder ein leichter Anstieg an, bevor es
nächste Woche dann noch weiter runtergeht, wenn auch dann mit leichten
Unsicherheiten und auch deutlichen Ausreißern nach oben. Die Mehrheit der Läufe
ist dann aber zwischen 6 und 10°C in 850 hPa im Norden und 8 bis 12°C im Süden
angesiedelt, also auf eher leicht unterdurchschnittlichem Niveau.

Niederschlagssignale finden sich in allen Regionen Deutschlands ab Donnerstag
wieder verstärkt.

Die Rauchfahnen des GFS zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung wie jene des IFS.

Damit lässt sich folgendes Mittelfrist-Fazit ziehen: Die Hitzewelle wird ab
Donnerstag langsam, aber nachhaltig beendet. Dabei kommt es wohl zu einer
Gewitterlage, eine größere Unwetterlage scheint sich aber nach aktuellem Stand
nicht zu entwickeln. Nachfolgend stellt sich ein unbeständiger und zunächst nur
noch mäßig warmer Witterungsabschnitt ein. Größere Niederschlagssummen, die die
herrschende Trockenheit nachhaltig lindern könnten, stehen aber nicht auf dem
Programm.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt am Donnerstag in der Südosthälfte noch eine Wärmesignal, ansonsten
gibt es keine Signale.

Regen:
Die vorliegenden Ensembles zeigen ab Donnerstag von Nordwest nach Südost
regional geringe Signale für mehr als 25 l/qm in 12 Stunden. Dies ist Gewittern
geschuldet und aktuell sieht es nicht nach größerflächigem Stark- oder
Dauerregen aus.

Gewitter:
Am Donnerstag und Freitag kann es in der noch heißen und feuchten Luftmasse (am
Donnerstag von der Mitte bis in den Südosten, am Freitag vor allem noch südlich
der Donau) starke Gewitter geben. Nach aktuellem Stand sollte die Überlappung
von CAPE und Scherung nicht optimal sein, Unwettergefahr besteht demnach vor
allem durch Starkregen, weniger durch Hagel und kaum durch orkanartige Böen.

Am Samstag kann es in den Resten der feuchtwarmen Luft im Südosten weitere
Gewitter geben, die Unwettergefahr sollte aber auch in Bezug auf Starkregen
abnehmen.

Am Sonntag und Montag kann es von West nach Ost wieder verstärkt zu Gewittern
kommen, wahrscheinlich dann mit weniger CAPE, aber besserer Scherung. Markante
Gewitter sind deshalb wahrscheinlich, auch Unwetter sind möglich, wobei neben
Starkregen auch Hagel und ggf. auch orkanartige Böen in den Fokus rücken.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann


Quelle: Deutscher Wetterdienst