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Quelle: Deutscher Wetterdienst, Quelldatei bearbeitet und eigene Angaben ergänzt.
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von HB (Hoch Britische Inseln) zu Na/z (Mischung aus Nord
antizyklonal und zyklonal)
Heute Hochkeil HELLA mit Binärwetterlage - grau oder blau. Kommende Nacht im
Norden und Osten stellenweise Glatteis nicht ausgeschlossen. In den nächsten
Tagen leicht wechselhaft mit winterlichem Touch, aber noch ohne den großen
Durchbruch.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... reicht ein mordmäßig ausgedehnter Höhenrücken von der Labradorsee
über den gesamten Ostatlantik hinweg bis hinunter zum zentralen Mittelmeer. An
seiner Seite oder besser leicht versetzt darunter eine nicht minder ausladende
Hochdruckzone, die in Ostgrönland als KAREN ansetzt (1035+x hPa), sich über dem
nahen Atlantik (zwischen Island und UK/Irland) als JASMIN fortsetzt (um 1040
hPa), um als wuchtiger, gen Balkan gerichteter Keil namens HELLA zu enden.
Flankiert wird das antizyklonale Bollwerk von zahlreichen Tiefs und
Potenzialtrögen sowohl über Nord- und Osteuropa (ROMAN, PEDA) als auch über
Südwesteuropa (QAZI knapp westlich der Straße von Gibraltar). Entlang der
Ost-Nordostabdachung des Höhenrückens schlängelt sich die gut ausgeprägte
Frontalzone leicht mäandrierend vom Europäischen Nordmeer bis hinunter nach
Südosteuropa, was dort teils stürmisches und winterlich geprägtes Wetter zur
Folge hat.
Nicht so bei uns, wo das Setup antizyklonal geprägt ist, wenn auch mit gewissen
Tücken, ja in Teilen sogar richtig heimtückisch. So hat sich gestern von Norden
her eine Kaltfront bei uns eingeschlichen, die auf den ersten Blick harmlos
aussah wie ein Stück Graubrot. Doch dann kamen sie auf einmal, die Meldungen,
die Glättemeldungen von Nutzern unserer Warnwetter-App - glücklicherweise. Weder
im Radar noch bei den Automatenmeldungen gab es nämlich wirklich erkennbare
Signale, die auf leichtem Nieselregen oder auch "nur" Feuchtesättigung bzw.
Nebelnässen mit nachfolgender, nahezu instantaner Glätte (die Böden waren ja
durch die kalten Weihnachtstage ausreichend durchgefrostet) hingedeutet hätten.
Waren das noch Zeiten, als es Beobachter gab, Menschen, die man anrufen konnte
oder die in solchen Fällen den Hörer selbst in die Hand genommen haben, um das
Malheur zu melden. Es mutet regelrecht bizarr an, dass z.B. die Bundeshauptstadt
Glätte-Schlagzeilen noch und nöcher abgesetzt hat, in der 24-stündigen
Niederschlagsbilanz von heute früh aber nichts, rein gar nichts Gemessenes
anzubieten hat, als wäre es seit gestern Morgen durchweg trocken geblieben.
Inzwischen hat sich die Kaltfront im Bereich des Hochkeil aufgelöst und die
Glättesituation zumindest soweit entspannt, dass Straßen und Wege nicht mehr
verbreitet spiegelglatt daherkommen. Gleichwohl kann es auch heute Morgen an der
ein oder anderen Stelle noch glatt sein, sei es durch gefrierende (Nebel)Nässe,
bereits vorhandene Eisglätte oder aber Reif. Ansonsten ist das Wetter des
heutigen Tages rasch beschrieben. In den meisten Landesteilen scheint die Sonne,
wobei die Temperatur nach der verbreitet frostigen Nacht ins leichte Plus
zwischen 0 und 6°C wechselt. Keine Regel ohne Ausnahme. Von der Mitte bis in den
Nordwesten löst sich der vorhandene Nebel bzw. Hochnebel nicht überall auf, was
gleichermaßen für Teile Süddeutschlands gilt (Donauniederungen, nördliches
Alpenvorland, Oberrheingraben). Bei Dauergrau stehen dann nur Höchstwerte um den
Gefrierpunkt oder sogar leichter Dauerfrost auf der Karte.
In der Nacht zum Montag ändert sich nicht allzu viel an der beschriebenen
Großwetterlage. Bedeutet für weite Teile des Vorhersageraums, namentlich vom
zentralen Mittelgebirgsraum bis hinunter in den Süden, eine klare und ziemlich
kalte Nacht mit verbreitet mäßigem, gebietsweise sogar strengen Frost. Gerade
von den hessischen Mittelgebirgen bis hinüber nach Oberfranken respektive die
Oberpfalz sowie in einschlägigen Alpentälern gehts runter auf zweistellige
Minusgrade bis zu -12 oder -13°C. Es soll natürlich nicht unterschlagen werden,
dass im gradientschwachen Süden nicht sämtliche Hochnebelfelder getilgt werden
und sich stellenweise Nebel bildet.
Etwas mehr Abwechslung als im Süden bietet der Norden, wo sich am Rande der
diagonal von Nordwest nach Südost verlaufenden Divergenzachse des Hochkeils ein
Bodentrog von Südskandinavien heranschleicht, was mehrere Folgen hat. Zunächst
mal nimmt der Gradient an der Ostsee, bedingt auch in SH soweit zu, dass der
west-nordwestliche Wind vorübergehend spürbar auffrischt. Entlang der
Ostseeküste (vornehmlich Vorpommern/Fehmarn) sowie an der nordfriesischen Küsten
muss mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft gerechnet werden, bevor der Wind zum Morgen
hin bereits wieder abbaut. Zweite Konsequenz ist das leichte Anheben der vom
Tage noch vorhandenen Nebel- und Hochnebelfelder sowie die Advektion neuer
Stratusbewölkung, die nur wenige hundert Meter mächtig ist. Niederschlag wird
von den Modellen nicht angeboten, aber dass das nichts heißen muss, haben uns
die jüngsten Tage/Nächte gelehrt. Sollte es aus der tiefen Bewölkung also wieder
etwas nieseln oder auch "nur" leicht nässen, besteht abermals die Gefahr von
Glatteis. Vielleicht nicht unbedingt ganz im hohen Norden inkl. dem küstennahen
Binnenland, wo der neue Stratus zuerst ankommt und der Wind auffrischt, was eine
Abkühlung in den Frostbereich verhindert bzw. schnell wieder korrigiert.
Richtung Norddeutsche Tiefebene und ostdeutsches Binnenland besteht die Gefahr
aber sehr wohl, weil es zuvor entsprechend abkühlen kann und z.T. auch noch
Frost im Boden steckt.
Montag... erreicht uns von Norden her die nächste Kaltfront, die rückseitig
einen Schwall arktischer Polarluft (mA) zu uns führt. Absender ist ein Teiltief
hoch im Norden Europas, das vom Weißen Meer nach Süden in den Nordwesten
Russlands rutscht. Die tiefe Bewölkung, die nachts zuvor schon in den Norden
reingezogen war, breitet sich bis in den zentralen Mittelgebirgsraum aus bzw.
überquert diesen in den Abendstunden. Gleichzeitig lockert es von der Nord- und
Ostsee etwas auf. Gebietsweise kommt es in der Nordhälfte zu leichten
Niederschlägen, zunächst meist als Regen oder Nieselregen mit anfänglicher
Glättegefahr. Später am Tag, wenn die Kaltluft mehr und mehr vorstößt, ist dann
zumindest im höheren Bergland, aber auch im äußersten Nordosten (dort Rückgang
T850 auf Werte um -7°C) oder in der östlichen Mitte etwas Schnee möglich. Nach
einer mehrstündigen Pause frischt der nördliche Wind ab dem Nachmittag zunächst
an der Nord-, später auch an der Ostsee auf (7 Bft, Nordsee exponiert 8 Bft).
Gleiches gilt für exponierte Hochlagen des Berglands (Brocken bis 9 Bft).
Höchsttemperatur 0 bis 5°C, ganz im Norden bei besserer Durchmischung und
Seenähe bis zu 6 oder 7°C.
In Süddeutschland steht abzüglich der "üblichen Verdächtigen" - die Rede ist von
den Gebieten mit zähem Hochnebel, der sich morgen aber zumindest teilweise
auflöst - ein sonniger Wochenstart mit weiterhin scharfer bodennaher Inversion
ins Haus. Bedeutet, dass die höchsten Temperaturen auf etwa zwischen 1300 und
1600 m erreicht werden (lokal bis zu 10°C), wo die Inversion ihr Maximum hat. In
der kalten Grundschicht muss man sich dagegen mit Werten um oder gar unter dem
Gefrierpunkt abgeben, selbst wenn die Sonne scheint (nicht vergessen, wir kommen
aus einer Nacht mit mindestens mäßigem Frost).
In der Nacht zum Dienstag steuert die Kaltfront via Mitte auf Süddeutschland zu.
Niedertroposphärisch dreht die Strömung bundesweit auf nördliche Richtungen, so
dass das ganze Land mit arktischer Polarluft geflutet wird. Bis zum Morgen sinkt
T850 in der gesamten Nordosthälfte auf -8/-9°C, im Rest auf -4 bis -8°C. Mit der
Front verlagern sich auch die leichten Niederschläge kontinuierlich südwärts,
wobei nach Osten hin etwas mehr fällt als im Westen. Mit der
niedertroposphärischen Abkühlung sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen,
im Stau des Erzgebirges reicht es gar für einige Zentimeter (wahrscheinlich
nicht mehr als fünf) Neuschnee. Problematisch könnte es an der ein oder anderen
Stelle im westlichen Bergland werden, wo die Feuchtesättigung nicht ganz so hoch
reicht wie im Osten (genau genommen bis maximal 800 hPa). Gerade im Bergland
besteht dann örtlich und vorübergehend die Gefahr gefrierenden Regens, bevor mit
Eintreffen der höherreichenden Kaltluft der ohnehin nur sporadisch simulierte
Niederschlag schon wieder aufhört - grenzwertige Entwicklung mit
Tückenpotenzial.
Ansonsten bliebe noch zu konstatieren, dass es postfrontal von Norden her
aufreißt und der Wind an der Nordsee im Zuge neuerlichen Druckanstiegs mit
vorübergehender Drehung auf Ost merklich abnimmt. An der Ostsee sind vereinzelte
Schneeschauer nicht ganz ausgeschlossen. Während es direkt an der Küste meist
frostfrei bleibt, kühlt es sonst auf 0 bis -6°C, im Süden stellenweise etwas
darunter ab.
Dienstag... rückt die nach wie vor östlich von uns verlaufende Frontalzone etwas
dichter an den Vorhersageraum heran, ohne dass das aber große Auswirkungen hat.
Im Gegenteil, der Keil des mittlerweile mit über 1040 hPa west-südwestlich von
Island thronenden Hochschwerpunkts verstärkt sich wieder etwas, was das Ende der
o.e. Kaltfront bedeutet. Diese löst sich über Süddeutschland auf, nicht ohne ein
paar nett gemeinte, letztlich aber substanzarme Grüße in Form leichten
Schneefalls an den Alpen sowie in SO-Bayern zurückzulassen. Darüber hinaus zeigt
sich der vorletzte Tag des Jahres vielerorts von seiner freundlichen Seite,
zumindest atmosphärisch. Meint, trotz einiger Wolken viel Sonnenschein, wobei
die Wolkenanteile im äußersten Süden (auflösende Front) sowie an den NW-Rändern
der Mittelgebirge (Stau), vorzugsweise am Erzgebirge, am höchsten sind. Ab dem
Nachmittag driften im Vorfeld eines neuerlichen, sich von Südskandinavien
nähernden Bodentrogs von der Deutschen Bucht einzelne Schauer ins Landesinnere,
teils als Regen, teils als Schnee, teils auch beides (Schneeregen). Während der
nördliche Wind an der Nordsee allmählich wieder zunimmt (Böen 7 Bft), büßt er an
der Ostsee von Westen her ein. Im Bergland herrscht leichter, in höheren Lagen
auch mäßiger Dauerfrost, sonst stehen 0 bis 6°C auf dem Zettel mit den höchsten
Werten an der Nordsee.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der Gradient zwischen dem atlantischen Hoch und
besagtem Bodentrog an, so dass der auf Nordwest bis West rückdrehende Wind
nunmehr nicht nur an See, sondern in Teilen auch im Binnenland, vor allem in der
Nordhälfte auffrischt. Warnungen dürften aber der Küste sowie dem Bergland
vorbehalten bleiben. Die Schauer aus dem Nordwesten breiten sich bis zur
östlichen Mitte aus, wobei es nicht nur um lupenreine Schauer geht, sondern
diese teilweise zu kleinen Niederschlagsgebieten "verschmieren". Interessant
dabei ist die Phasenbestimmung, zumal niedertroposphärisch etwas wärmere Luft um
-5°C in 850 hPa eingesteuert wird. Das in Verbindung mit Durchmischung dürfte
dazu führen, dass die Niederschläge nicht überall als Schnee runterkommen.
Gerade im Nordwesten, wo der Einfluss der "warmen" Nordsee am direktesten ist,
sollte es meist Regen sein, der da runterkommt. Ansonsten aber stehen die
Chancen auf Schneefall nicht schlecht, auch wenn sich die Mengen in Grenzen
halten. Favoriten für ein paar Zentimeter Neuschnee sind die Staulagen des
Harzes und des Erzgebirges, wobei man einschränkend hinzufügen muss, dass
externe Modelle defensiver aufgestellt sind - abwarten. Während es an den Küsten
sowie in Teilen des Nordwestens frostfrei bleibt, wird sonst leichter, im Süden
mäßiger, an den Alpen sowie in den süddeutschen Mittelgebirgen punktuell
strenger Frost erwartet.
Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen wird die beschriebene Entwicklung modellübergreifend sehr
ähnlich gesehen. Die Schwierigkeiten hinsichtlich des Niederschlags (allgemein
die Phase, kommende Nacht evtl. aber auch wieder Glatteis ohne erkennbare
Radarsignaturen) wurden im Text angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 10.30 UTC
Wechselhaft, nass-kalt, im Nordwesten auch mild. Nächte meist frostig mit
Glätte. Zunehmend windig. Küsten und Bergland Sturm. Erzgebirge teils markanter
Neuschnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.01.2026
Bevor wir uns der recht abwechslungsreichen Mittelfrist zuwenden, schauen wir
uns zuvor kurz an, welche grundsätzlichen Aussagen mit Hilfe der subsaisonalen
Vorhersage im November getroffen werden konnten und das auch an Hand der
aktuellen Entwicklung. Gerne kann dieser etwas technischere Abschnitt
übersprungen werden. Unter "Aktuelle Mittelfrist" kann dann wie üblich die uns
betreffende Mittelfrist nachgelesen werden.
Kurzübersicht aktuell:
MJO: neutral. Vorhersage zumeist neutral im Einheitskreis der Real-time
Multivariate (RMM)
NAO: negativ. Vorhersage negativ, aber abschwächend
AO: negativ. Vorhersage negativ, abschwächend mit großer Streubreite
PNA: negativ. Vorhersage negativ mit Abschwächung
Wie bereits im Thema des Tages (16.11.) angedeutet und in der Mittelfrist vom
14. Dezember 2025 beschrieben und wie nun in der aktuellen Mittelfrist bis jetzt
auch eingetroffen hat sich die blockierungsfreudige Strömungskonfiguration im
europäischen Sektor etabliert. Diese wurde über tropischen, teils auch
außertropischen und natürlich besonders auf stratosphärischen Pfaden initiiert,
was am 14.12. bereits beschrieben wurde. Gehen wir heute also noch einen kleinen
Schritt zurück und werfen einen grundlegenden Blick auf eine/diese subsaisonale
Vorhersage und was daraus überhaupt abgeleitet werden kann. Auch hier gilt, dass
des Umfangs wegen nur eine grobe Übersicht gegeben werden kann.
Was genau versucht man über den subsaisonalen Weg vorherzusagen?
Es geht vor allem darum, über die AI/KI und klassisch angetriebene
Modellhorizonte hinauszuschauen und grobe/großräumige Änderungen noch früher
abschätzen zu können.
In unserem aktuellen Fall war Mitte November innerhalb der gängigen Numerik
natürlich noch nicht der Vorhersagehorizont der letzten Dezemberdekade erreicht,
doch traten innerhalb der Stratosphäre und davon konstruktiv beeinflusst mehrere
Anomalien auf (u.a. Amplifikation der MJO durch Anpassung der Brewer-Dobson
Zirkulation), die das Potential hatten, sich zeitversetzt auch bei uns
auszuwirken - hier etwas lapidar als "Fernwirkung" bezeichnet.
Worum geht es dabei? Durch kräftige Anomalien werden Störungen induziert, die
sich irgendwann auch stromab auswirken können. In unserem Fall war es der
Polarwirbel in der Stratosphäre sowie die durch den Polarwirbel amplifizierte
MJO. Neben diesen gibt es aber zahlreiche weitere nieder- und höherfrequente
Oszillationen sowie unzählige Telekonnektionen und variable Randbedingungen
(z.B. Eisbedeckung, SST Anomalien etc.), die solche Signale konstruktiv oder
destruktiv beeinflussen. Somit ist also nicht mal sicher, dass die Fernwirkung
dieser Anomalien genauso umgesetzt wird, wie es die Statistik sagt. Als
Beispiel: MJO in Phase 7 könnte die Blockierung in gewissen Sektoren wie dem
Nordostatlantik erhöhen.
Die Aussage aus all dem ist nun, dass durch das konstruktive Zusammenarbeiten
der Anomalien z.B. mit entsprechendem Zeitversatz das zonal gemittelte Potenzial
für Blockierungslagen erhöht ist - wo auch immer das letztendlich eintreten
wird. Mit Einbeziehen statistischer Auswertungen können aber aus dem zonalen
Mittel ggf. Regionen hervorgehoben werden, wo das Potenzial für
Blockierungslagen zunimmt - in unserem Fall war es Skandinavien und Grönland.
Natürlich beeinflusst die Dynamik der synoptischen Druckgebiete deren Geometrie
und Platzierung maßgeblich, sodass damals im November auch nur eine Tendenz zur
Blockierung gegeben werden konnte. Daraus konnte man wiederum eine grundsätzlich
erhöhte Wahrscheinlichkeit für Kaltluftadvektion ableiten.
Was war also nun der Erkenntnisgewinn? Mit Vorlauf zu den grundsätzlich eh
schwankungsfreudigen IFS-ENS Subsaisonalvorhersagen konnte der dann antizipierte
Abkühlungstrend erwartet werden. Ausmaß und Schwerpunkte der Temperaturanomalien
sind natürlich unsicher, lagen in unserem Fall aber recht klassisch verteilt
über Europa. Erst danach, im Verlauf des Dezembers, wurde dieses Signal auch in
die Numerik eingebaut (was bei den klassischen "verification scores" mit einem
temporären Absacken einherging - die Numerik war sehr sprunghaft).
Der Mehrwert ist einer, der besonders beim Energiehandel geschätzt wird: man
kann versuchen im Wahrscheinlichkeitsbereich großräumige und ggf. auch
anhaltende Änderungen innerhalb der Strömungskonfiguration (deutlich) vor der
gängigen Numerik zu erkennen. Natürlich gibt es hier eigentlich immer
irgendwelche Überraschungen, da wir hier u.a. von Signalen aus äußerst
datenarmen Regionen sprechen (Stratosphäre) und mit Werkzeugen hantieren, die
per se sehr großen Schwankungsbreiten und Unsicherheiten unterworfen sind (z.B.
MJO Vorhersagen). Wenn man sich aber auf den vergleichsweise sehr unsicheren und
recht überschaubaren Mehrwert einlässt und immer wieder neu angepasste
Tendenzabschätzungen einbaut, dann kann diese Herangehensweise nicht selten
hilfreich sein, um gegen oder mit den numerischen Vorstellungen eine Vorhersage
aufzuspannen. Da die Mittelfrist auch von solchen subsaisonalen Entwicklungen
beeinflusst wird, macht deren Betrachtung und Validierung Sinn, um darauf
aufbauend die jeweils aktuelle Mittelfrist aufzuspannen.
Wir gingen nun mit der Erwartung in die subsaisonale Vorhersage, dass die
Blockierung zunehmen würde. Doch ist blocking gleich blocking?
So "rot" auch die Häufigkeitsverteilung der Wetterregimesvorhersage des IFS-ENS
erstrahlte, so variabel baute sich diese Blockierung auf.
Synoptisch forcierte Blockierung:
Ab dem Nikolaustag bis zum Beginn der dritten Dezemberdekade dominierte eine
anhaltende Blockierung über Osteuropa, wohl das Ergebnis aus einem agilen
Nordatlantik peripher des kanadischen Polarwirbels in der Troposphäre. Reges
antizyklonales Wellenbrechen mit weit südwärts ansetzenden feucht/warmen
Warmfrontbändern und beständigem negativen PV-Transport stützte wohl diese
Blockierung. Auch die klassische "Stautheorie" träfe hier zu: ein hohes Maß an
zonalen Wellenflüssen laufen irgendwann auf und initiieren einer solche
Blockierung (zonal ausgerichteter Jet verwellt und bricht).
Die Verschiebung des synoptischen backgrounds (hier: Abschwächung des
kanadischen Polarwirbels) sorgte für eine ebenso rasche Auflösung der
Blockierung (im subsaisonalen Vorhersagebereich bezüglich Intensität und
Platzierung schwer zu erfassen).
Gemischt forcierte Blockierung (Synoptik und Fernwirkung):
In der Folge traf dann die amplifizierende Fernwirkung aus der Stratosphäre mit
dem MJO Signal ein, was Ende Dezember die Blockierungsfreudigkeit über
Skandinavien/Grönland erhöht hat. Hier steigt die Zuversicht der Vorhersagegüte
im subsaisonalen Bereich dank der häufig dominanten Fernwirkung.
Wie am 14.12. beschrieben lief aber nicht alles glatt, sodass recht früh
absehbar war, womit die Numerik auch aktuell ihre Probleme hat:
Blockierungsversuche werden entweder überrannt und geglättet, oder aber sie
werden durch WLA gestützt. Somit hadert die Numerik aktuell damit, dass es keine
sattelfeste und stationäre Blockierung ist, sondern eher eine pulsierende und
wandernde (siehe Zeit-Längen Diagramm des IFS-ENS). Allerdings hat das
Grönlandhoch mittlerweile aber eine gute Vorhersagegüte mit imposanten
Geopotenzialanomalien erreicht.
Um es stark vereinfacht auszudrücken: die Grundlagen für eine herausragende und
letztendlich wohl auch effektive Winterperiode sind in den vergangenen Wochen
gelegt worden, die Wintertür wurde aufgestellt. Für das Öffnen und Durchqueren
dieser Wintertür fehlt aktuell aber noch der entscheidende Schubs, sei es per
neuem MJO Zyklus oder durch Änderungen bei der globalen Impulsbilanz. So bleibt
die positive Geopotentialanomalie über Grönland und später dem Nordostatlantik
wohl noch länger erhalten, allerdings mit Unsicherheiten, wie weit polwärts der
Keil reichen wird und wie solide er der Westdrift standhält. Unter dem Strich
sieht es also eher nach etwas "Temporärem" und nicht "Nachhaltigem" aus.
Wie sehen die treibenden Kräfte in der erweiterten Mittelfrist bis in den Januar
aus?
Im Gegensatz zur Monatsmitte November fällt aktuell eine Trendaussage schwer
wegen zahlreicher gegensätzlicher Antriebe.
Schlecht für eine anhaltend winterliche Witterung:
Die Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre ist und bleibt sehr unsicher.
Mit nun nachlassenden vertikalen Wärmeflüssen gewinnt der Polarwirbel in der
Stratosphäre in der Höhe wieder an Kraft (über das Klimamittel ansteigend), doch
sackt das Ensemble in der Folge nun von Lauf zu Lauf wieder deutlicher ab (u.a.
Anfälligkeit des SPV bei östlicher QBO und nachhallender La Nina). Solange aber
keine Kopplung stattfindet stört diese Entwicklung vorerst wenig, hängt aber
drohend über der Vorhersage.
Gut für eine winterliche Witterung:
Eben die fehlende Kopplung lässt den Polarwirbel in der Troposphäre weiterhin
recht schwach daherkommen (wenngleich mit hoher Memberstreuung z.B. in 100 hPa).
Was nun aber auffällt ist eine allmähliche Strukturierung des kanadischen
Polarwirbels in der Troposphäre (TPV), was die eisige kanadische Luftmasse
wieder mehr gen Nordatlantik drücken sollte. Was das bedeutet, kann man sich ja
ausmalen.
Gleichzeitig sind wir noch mitten in der "Absink-/Tropfphase" nach der Störung
des SPV von Ende November und dieser Nachhall kann sich noch bis weit in den
Januar ziehen. Damit wäre grundsätzlich gegeben, dass bei jedem gut
positionierten Brechen einer planetaren Welle eine gröbere Störung der Strömung
initiiert werden kann.
Gut oder weniger gut (wie man es sehen möchte) sind die aktuell abwesende MJO
etc., die den Istzustand noch konservieren. Zusätzlich schwächen sich nun die
Signale aus der Stratosphäre und den Tropen weiter ab, hallen aber teils noch
nach, was innerhalb der Numerik jedoch nur schwer erfasst wird. Allerdings
ergeben sich aktuell interessante Entwicklungen innerhalb der globalen
Impulsbilanz, deren Entwicklung hier zu weit führen würde und aktuell noch den
Atlantikjet in beide Richtungen auslenken könnte (Intensivierung/Wellenbrechen).
All das lässt einen etwas an der euphorisch anmutenden (kalten) subsaisonalen
Vorhersage des IFS-ENS zweifeln, die per se eh schon am kalten Rand der
Ensembleschar verweilt. Der sinnvollste, wenngleich auch einfachste Weg im
Januar wird wohl eine Mischung aus diesen Signalen sein: zunehmender Westdrang
(u.a durch einen sich erholenden und besser positionierenden kanadischen TPV),
jedoch bei richtig angesetztem Wellenbrechen mit gröberen Störungsimpulsen, die
für winterliche Überraschungen gut sein können. Mit dieser auf den ersten Blick
eher neutral erscheinenden Aussage bleibt der Fokus in der erweiterten
Mittelfrist auf allen Initiatoren gerichtet, die Blockierungen hervorrufen
können.
AKTUELLE MITTELFRIST
Doch wie sieht nun die aktuelle Mittelfrist aus, die sich vom Mittwoch, den
31.12.2025 bis zum Sonntag, den 04. Januar 2026 erstreckt?
Diese steht ganz im Zeichen einer retrograden und wahrlich imposanten
Keilverlagerung in Richtung Grönland sowie einem umfangreichen Langwellentrog
über weiten Bereichen Skandinaviens und Mittel-/Osteuropas. Die den Keil
umlaufenden Störungen induzieren entlang des hyperbaroklinen Randbereichs des
Troges wiederholt Störungen. Zunächst über der Grönlandsee und in der Folge
unter Aufsplitten der Energie bzw. unter Abschwächung nach Osteuropa ziehend.
Danach wird am Silvestertag peripher der Dänemarkstraße unter einer dualen
Jetkonfiguration und somit deutlich entwicklungsförderlicher eine weitere
Zyklogenese induziert, die sich nach IFS-ENS recht übereinstimmend in den
Folgetagen zu einem steuernden 975/980 hPa Sturmtief über Südskandinavien
entwickeln soll (allerdings noch mit recht hoher zonaler Streubreite der
Member). Diese verlagert sich unter Abschwächung bis zum kommenden Wochenende
zur Ostsee, wird aber rückseitig durch Überströmen u.a. des Norwegischen
Gebirges immer wieder neu regeneriert.
Diese Entwicklung sorgt für ein dominantes Ausströmen der polaren Kaltluftmasse
in Richtung Nordwesteuropa/Nordostatlantik und bringt uns trotz der Blockierung
eine "verkappte" Westdrift (am Südrand der umfangreichen Zyklone über
Skandinavien). Es ist noch unsicher, inwieweit nach Abzug des Tiefs zur Ostsee
wirklich kalte Luftmassen auch uns erreichen können - eher nur temporär und in
abgeschwächter Form.
Zusätzlich unterläuft den Grönlandkeil ein kräftiger Abtropfprozess, der mit
hoher Memberstreuung bezüglich Lage und Intensität noch größeren Unsicherheiten
unterworfen ist. Dessen WLA könnte aber über Teilen Mitteleuropas entweder für
eine Luftmassengrenze oder eine agile Zyklogenese peripher dieser
Luftmassengrenze gut sein, was für das kommende Wochenende auch bei uns ein
Thema werden könnte.
Somit sind eingangs der Mittelfrist Niederschläge für weite Bereiche Nord- und
Ostdeutschlands ein Thema, geprägt durch einen zunächst schleifenden, im Verlauf
der Nacht zum Donnerstag als Warmfront ostwärts abziehenden Frontenzug. Je nach
Dauer dieser nordwestlichen Anströmung können dadurch im Stau des Erzgebirges
stark verwehte markante Neuschneemengen bis Donnerstag fallen. Auch sonst sind
im Nordosten mit Einsetzen des Niederschlags Schneefälle bis ins Tiefland zu
erwarten, die mit besserer Durchmischung im Tiefland alsbald in Regen übergehen.
Derweilen herrscht im Südwesten hoher Druck mit einem freundlichen, in Richtung
Schwarzwald/Oberschwaben/Allgäu auch sonnigen Gesamtcharakter vor.
Am Donnerstag und Freitag verwischen die thermischen Kontraste am Südrand der
kräftigen Zyklone über Südskandinavien innerhalb einer gut durchmischten
westlichen Anströmung. Es bleibt insgesamt wechselhaft, im Süden am Donnerstag
auch noch stabil. Dabei dominiert im Norden meist die flüssige Phase, kann aber
auch hier je nach Tageszeit und Intensität kurzzeitig als Nassschnee fallen.
Über der Deutschen Bucht sind einzelne Kaltluftgewitter möglich.
Über der Mitte dominiert besonders oberhalb von 400 m die feste Phase und
entlang der zentralen Mittelgebirge kann es für einige Zentimeter Neuschnee
reichen.
Zum kommenden Wochenende nehmen die Unsicherheiten deutlich zu, was der sich
strukturierenden Luftmassengrenze geschuldet ist. Diese könnte in mehreren
Schüben für markantes winterliches Ungemacht gut sein, wobei es trotz des
stabilen synoptischen Hintergrundes dank anhaltender feiner Diskrepanzen in
dieser hochdynamischen Umgebung noch keinen Sinn macht, mögliche Schwerpunkte
schon jetzt herauszuarbeiten. Besonders bei einer fokussierten und recht
stationären Luftmassengrenze wären erhebliche Neuschneemengen denkbar, die bei
einer initiierten Zyklogenese überregional auffächern und mit markanten Mengen
aufwarten. Es stehen auf jeden Fall spannende Zeiten bevor und im
Übergangsbereich könnte das Zusammenspiel aus Schnee und temporär einsetzendem
Hochdruck für eisige Nächte gut sein.
Die Höchstwerte liegen bei nass-kalten 1 bis 6 Grad, wobei die Unsicherheiten
zum Ende mit der fraglichen Lage der Luftmassengrenze größer werden. Im Bergland
herrscht leichter Dauerfrost. In den Nächten muss je nach Durchmischung und
Bewölkungsverteilung meist mit leichtem bis regional auch mäßigem Frost
gerechnet werden, wobei die Option für strengen Nachtfrost zum Ende der
Mittelfrist über Neuschnee wenigstens lokal zunimmt.
Der Wind spielt in dieser Mittelfrist eine größere Rolle. Frischt dieser am
Mittwoch bevorzugt im Umfeld der See und im östlichen Bergland stürmisch aus
Nordwest auf, so droht am Donnerstag bis in die Nacht zum Samstag im Bergland/an
der See durchweg Sturm aus West bis Südwest, über der Deutschen Bucht zum
Freitag zunehmend aus Nordwest. Auf dem Brocken sind zeitweise auch
unwetterartige Böen zu erwarten. Im Tiefland weht der südwestliche Wind stark
böig, dem Tagesgang folgend zeitweise auch stürmisch.
Zum kommenden Wochenende schwächt sich der südwestliche Wind insgesamt ab,
bleibt aber im Umfeld der Küsten sowie im Bergland markant.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Freitag weist das ECMWF eine gute Konsistenz auf. Es hebt
dabei eine recht komplexe Grundstruktur hervor, die aus einem umfangreichen
Langwellentrog über Skandinavien/Osteuropa sowie einem von einem Abtropfprozess
unterlaufenen Grönlandkeil besteht. Der Trog und der Keil werden bezüglich
Intensität und Lage gut erfasst. Gröbere Diskrepanzen ergeben sich beim
Energietransfer in den Abtropfprozess, der in den jüngsten 4 Modellläufen immer
nördlicher und östlicher berechnet wird (wenngleich mit überschaubaren
Verschiebungen). Dies wiederum hängt damit zusammen, dass das Modell den
Grönlandkeil etwas nördlicher aufspannen lässt, was wiederum dem zyklonalen
Wirbel in eher subtropischen Bereichen mehr Spielraum nach Nordosten gewährt.
Gleichzeitig ergibt sich ein imposantes Maximum der normalisierten
Standardabweichung des 500 hPa Geopotenzials und zwar im Südwestquadranten
dieses Troges. Dies hebt hervor, dass dieser noch weiter südwärts ausgreifen
könnte, als bisher erwartet wird. Das wiederum kann dessen Ostverlagerung in
weiteren Modellläufen noch etwas ausbremsen und der Kaltluft über Mitteleuropa
etwas mehr Zeit geben, nach Süden auszugreifen.
Zum Ende dieser Mittelfrist (kommendes Wochenende) soll sich aus heutiger Sicht
das Grönlandhoch wieder südwärts in Richtung Nordostatlantik ausdehnen, was
Auswirkungen auf die Geometrie des europäischen Langwellentroges hat (und auf
dessen Interaktion mit dem Atlantiktief). Diese Interaktion bewirkt auch, dass
dann mit die höchsten (normalisierten) Standardabweichungen beim 500 hPa
Geopotential über Island/Nordwesteuropa zu finden sind, was die Unsicherheit
hervorhebt, wie weit westlich der Langwellentrog letztendlich ausgreift.
Insgesamt sprechen wir von einer Mittelfrist, die von EZ zumeist gut erfasst
wird. Die Entwicklung des Abtropfprozesses über dem Nordostatlantik sollte
weiter im Auge behalten werden, ist diese letztendlich mit entscheidend für das
Aufspannen einer optionalen Luftmassengrenze über Mitteleuropa zum Ende der
Mittelfrist. Die Unsicherheiten sind aber noch sehr groß.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen internationalen Modelle sehen die Entwicklung meist recht
ähnlich. Die größten Unsicherheiten gibt es durch den Abtropfprozess über dem
offenen Nordostatlantik, wo EZ mittlerweile die nördlichste und GFS eher die
südlichste Position einnimmt.
GFS fing sich erst in den jüngsten 3 Modellläufen und unterliegt noch stärkere
(retrograden) Korrekturen beim Grönlandhoch. Hier liegt die Vermutung nahe, dass
sich NCEP noch dem recht stabilen EZ weiter annähern könnte, was das Höhentief
über dem Atlantik in Folgeläufe des GFS noch etwas weiter nach Norden drücken
würde. Auch die Kanadier sehen diese Entwicklung sehr ähnlich zum EZ.
Somit lässt sich sagen, dass alle Modelle die grobe Entwicklung gut erfassen, es
aber noch größere Unsicherheiten bei der Struktur und Platzierung des
umfangreichen Tiefs über dem subtropischen Atlantik gibt. Diese Unsicherheiten
dürften auch noch etwas andauern, da der angesprochene Abtropfprozess erst noch
initiiert wird.
Für uns ist diese Entwicklung von großer Bedeutung, wird dadurch eine gut
ausgeprägte zonale Luftmassengrenze aufgespannt, die wohl Mitteleuropa
beschäftigen dürfte. Feine Unterschiede wirken sich jedoch in dieser hoch
baroklinen und dynamischen Umgebung sehr schnell und auch weitreichend aus!
Wichtig ist aber jetzt erstmal, dass die synoptische Grundstruktur und auch die
Luftmassengrenze aktuell von allen Modellen mitgetragen werden - bei ICON und
GFS fokussiert über Süddeutschland, sonst etwas nördlicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse beginnt die Mittelfrist solide mit dem klimatologischen
Regime eines Atlantikrückens mit einem imposanten Schwerpunkt über Grönland.
Stromab ist in allen 3 Clustern ein umfangreicher Langwellentrog über
Skandinavien/Osteuropa auszumachen. Bei allen Optionen wird der Westen
Deutschlands von einem progressiven Keil mit geringer Amplitude beeinflusst,
während der Osten durch einen schleifenden Frontenzug Niederschlag zu erwarten
hat. Dessen Lage unterscheidet sich zonal gesehen etwas, sonst ergeben sich aber
keine nennenswerten Diskrepanzen.
Donnerstag bis Samstag werden zwei Cluster angeboten, zunächst dominant mit dem
klimat. Regime eines Atlantikrückens. In der Folge weicht das Regime auf mit
einem Cluster und negativer NAO sowie mit einem, der den Atlantikrücken
hervorhebt. Egal wie man es betrachtet, beide Cluster heben am Ostrand des
intensiven Rückens eine cross-polare Strömung hervor, die in den umfangreichen
Langwellentrog über Mittel-/Osteuropas mündet. Dabei findet dieses Mal der
Hauptast der Advektion in Richtung Nordwesteuropa/Nordostatlantik gerichtet
statt, was die polare Luftmasse sukzessive modifiziert. Deutschland verbleibt am
Südrand des umfangreichen zyklonalen Wirbels in einer strammen westlichen
Anströmung.
Zusätzlich wird in beiden Clustern recht einheitlich der den blockierenden Keil
unterwandernde Energietransfer in Form eines kräftigen Tiefs gezeigt, dessen
Einbinden zum kommenden Wochenende in den europ. Langwellentrog noch etwas
variabel angedeutet wird. Besonders nach dem deutlich stärker besetzten ersten
Cluster wäre eine ausgeprägte Luftmassengrenze über Teilen Mitteleuropas zu
erwarten mit einem erhöhten Potenzial für ein nennenswertes Schneefallereignis.
Zum Ende dieser Mittefrist und übergehend in die erweiterte Mittelfrist ändert
sich kaum etwas. Zwei Cluster sind vorhanden, wobei der erste "NAO negativ" und
der zweite einen deftigen "Atlantikrücken" hervorheben. Je nach Lage des Troges
und seiner Tendenz, retrograd zu regenerieren wäre entweder eine kältere
nordwestliche oder mäßig kalte westliche Anströmung eine Option und auch in der
Folge bleibt die (zu hohe?) Zuversicht mit nur einem Cluster erhalten.
Grundsätzlich wird mit einem fehlenden markanten Kältepolster über
Skandinavien/Nordosteuropa das Potenzial erhöht, dass recht zügig marine
Luftmassen aus Westen herangeführt werden könnten.
Die Meteogramme in Deutschland sprechen auch eine recht eindeutige Sprache:
nass-kalt mit Höchstwerten um/etwas über 0 Grad, im Nordwesten anfangs auch
milder mit 5 Grad oder etwas mehr und mit meist leichten, im Süden/Bergland
vermehrt auch mäßigen Nachtfrösten. Neuschnee ist besonders im Bergland und
dessen Staulagen durchweg ein Thema. Im Tiefland kann sich zeitweise eine nasse
Neuschneedecke bilden, wobei hier regionale Überraschungen möglich sind. Im
Süden nehmen aus heutiger Sicht die Optionen für markanten Neuschnee zum
kommenden Wochenende laut dieser EZ Diagramme zu.
Die Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur sind zumeist eng gebündelt und beginnen
erst zum Ende besonders im Süden entlang der optionalen Luftmassengrenze stärker
zu streuen. Meist liegen sie im unteren/mittleren negativen einstelligen
Bereich.
Die Rauchfahnen beim 500 hPa Geopotenzial gehen insgesamt zurück und das bei
einer zum kommenden Wochenende von Nord nach Süd zunehmenden Memberstreuung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Anzeichen für markante Wettererscheinungen nehmen insgesamt etwas zu, die
Unsicherheiten sind aber vor allem beim Niederschlag noch sehr groß.
WIND:
Am Mittwoch sind im Zuge einer markanten Höhenjetpassage allgemein im zentralen
und östlichen Bergland sowie auf den östlichen Alpengipfeln markante Böen aus
West bis Nordwest zu erwarten. Je nach Höhenlage Bft 8 bis 9, im exponierten
Erzgebirge und dem Bayerischen Wald sowie auf den östlichen Alpengipfeln teils
auch schwere Sturmböen Bft 10. Über der Deutschen Bucht weht ein stürmischer
Westwind (Bft 8).
Von Donnerstag zum Freitag wird von Nord nach Süd ausdehnend peripher eines
kräftige Höhenjets am Südrand des Tiefs über Skandinavien ein kräftiger Westwind
erwartet mit meist 40 bis 55 kt, im Norden teils um 60 kt in 850 hPa. Ohne
größere Schwerpunkte herauszuarbeiten bedeutet das im Tiefland eine Bft 7/8
Mischung (tagesgangabhängig) mit durchweg markanten Böen im Bergland (je nach
Höhenlage Bft 8 bis 12, wobei die höchsten Spitzen z.B. exponiert den Brocken
betreffen). Dies gilt auch für das Küstenumfeld mit markanten Böen Bft 8 bis 9.
Allerdings ergeben sich noch erhebliche Unsicherheiten bei zeitlichen/regionalen
Schwerpunkten.
Samstag und Sonntag insgesamt nachlassender Höhenwind. Weiterhin im Bergland und
entlang der Küsten markante Böen Bft 8, im exponierten Bergland Bft 9 aus West.
NIEDERSCHLAG:
Mittwoch zum Donnerstag sind markante Neuschneemengen im Erzgebirge mit 10 bis
20 cm nicht ausgeschlossen und abhängig von der Lage der schleifenden Front.
Zum kommenden Wochenende mehren sich die Signale für signifikante
Neuschneemengen (GFS mit unwetterartigen Mengen in Richtung Südwestdeutschland,
EZ und Kanadier eher die westliche Mitte mit markanten Mengen betreffend).
Schwerpunkte sind noch keine erkennbar, das Potenzial ist aber wenigstens
regional vorhanden.
VERWEHUNGEN:
Im oberen Erzgebirge sind markante Verwehungen von Mittwoch zum Donnerstag nicht
ausgeschlossen.
FROST:
Zum Ende der Mittelfrist nimmt über optionalen Schneeflächen das Potenzial für
strengen Frost zu. Die Unsicherheiten sind aber auch hier noch groß.
GEWITTER:
Donnerstag und Freitag sind über der Deutschen Bucht einzelne Gewitter mit
markanten Böen wenig wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS, MOSMIX mit Anpassungen
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy
Quelle: Deutscher Wetterdienst
