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Quelle: Deutscher Wetterdienst, Quelldatei bearbeitet und eigene Angaben ergänzt.
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.11.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Mit Passage einer "maskierten" Kaltfront von Nordwesten her milder.
Im Vorfeld kommende Nacht im zentralen Mittelgebirgsraum Glatteis nicht ganz
ausgeschlossen, in der Nacht zum Samstag in Teilen Ost- und Südbayerns markante
Glatteislage wahrscheinlich, Unwetter nicht ausgeschlossen.
In einigen Hochlagen stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines weitgehend zonal
ausgerichteten und zunehmend flachen Höhenkeiles, der von der Biskaya über West-
und Nordfrankreich bis nach Polen reicht. Flankiert wird er von einem
quasistationären umfangreichen Höhentief über dem westlichen Mittelmeerraum
(Drehzentrum in 500 hPa nördlich von Sizilien) und einem vom nahen Ostatlantik
Richtung Britische Inseln vorstoßenden Höhentrog. Somit wird der Keil im Laufe
der Nacht von beiden Systemen zunehmend "in die Zange" genommen bzw. kann nicht
nach Süden ausweichen und verliert entsprechend an Substanz. Dessen Achse
verläuft aber auch Freitagfrüh noch immer über die mittleren Landesteile und
stützt weiterhin eine von Südostfrankreich über den Alpenraum bzw.
Süddeutschland bis ins südöstliche Mitteleuropa reichende Hochdruckzone
("ALRUN"), die nur langsam abgebaut wird.
Auf den Nordwesten Deutschlands hat dagegen inzwischen die Warmfront des mit dem
Höhentrog über Westeuropa korrespondierenden Sturmtiefs "YONATAN" übergegriffen,
das inzwischen mit einem Kerndruck von knapp unter 960 hPa über dem Seegebiet
südlich von Island ziemlich genau achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefkerns
positioniert ist und somit seine Entwicklung weitgehend abgeschlossen hat. Es
füllt sich aber aufgrund eines noch breit geöffneten Warmsektors (inklusive
einer anfangs noch vorhandenen Frontalwelle an der Warmfront über Südnorwegen)
zunächst kaum auf. Im Laufe der Nacht kommt das Sturmtief langsam ostsüdostwärts
voran und schlägt morgens unmittelbar südwestlich der Färöer-Inseln auf.
Die Warmfront zieht im Laufe der Nacht mit leichten Regenfällen rasch über
Norddeutschland hinweg ostwärts. Der südliche Part der Warmfront aktuell über
Westdeutschland wird aber in den kommenden Stunden um den Höhenrücken herum eher
ostsüdostwärts geführt und erfasst noch den zentralen Mittelgebirgsraum bzw.
Teile von Baden-Württemberg und Franken, ehe er sich durch das noch vorhandene
schwache dynamische Absinken unmittelbar an der Südflanke des Höhenkeiles
endgültig auflöst. Vor allem bis nach Hessen können hier und da noch wenige l/m²
in den Abendstunden fallen, weiter südöstlich kommt dann aber kaum mehr was an.
Präfrontal kann es allerdings bei teils aufgelockerter, Richtung Alpen und
Oberschwaben auch geringer Bewölkung (ansonsten hält sich vom nördlichen
Alpenvorland bis nach Ostbayern vielerorts auch Hochnebel) in weiten Teilen
Süddeutschlands bis zur Rhön, zum Thüringer Wald und zu den östlichen
Mittelgebirgen noch einmal in den Frostbereich auskühlen, im Alpenvorland gibt
es auch mäßigen, in einigen Alpentälern strengen Frost. Dabei könnte
gebietsweise noch etwas Regen aus der sich auflösenden Warmfront in die kalte
Frostluft fallen und zu Glätte bzw. Glatteis führen. Wenngleich die
Wahrscheinlichkeiten dafür nicht allzu hoch sind (am ehesten vielleicht noch im
Thüringer Wald und im nördlichen Franken), wurden als sozusagen ein erster
"Ping" einige Regionen mit einer "gelben" Glättewarnung versehen. Im Falle des
Falles wird dann kurzfristig und kleinräumig vor (markantem) Glatteis gewarnt.
Die Kaltfront des Sturmtiefs greift im Laufe der Nacht auf die Nordsee über und
kommt zunächst rasch voran, wird dann aber über der östlichen und südlichen
Nordsee bzw. dem Ärmelkanal mangels Schubkomponente eingebremst, wobei in den
Modellen auch eine flache Welle angedeutet wird. Zunächst erweist sie sich als
wenig wetteraktiv, nicht zuletzt auch deshalb, weil einfach ein thermischer
Gradient fehlt; mit Annäherung des Troges und zunehmendem dynamischen
Hebungsantrieb auf dessen Vorderseite wird sie aber ein wenig aktiviert und
präfrontal greifen leichte Regenfälle ausgangs der Nacht auch auf den Westen und
Nordwesten Deutschlands über.
Von Warnrelevanz ist weiterhin der Wind, angesichts der stabilen Schichtung aber
lediglich an den Küsten und in einigen Hochlagen. Im Nordseeumfeld kann es neben
steifen anfangs auch noch einzelne stürmische Böen aus Südwest geben, an der
Ostsee reicht es allenfalls an exponierten Abschnitten für einzelne steife Böen.
Im laufe der Nacht fächert der Gradient bodennah ein wenig auf und der Wind
flaut langsam ab.
In den Hochlage3n bleibt es aber windig mit steifen, exponiert stürmischen Böen
in den Kamm- und Gipfellagen einiger zentraler Mittelgebirge. Auf dem Brocken
gibt es Sturmböen aus Südwest.
Niedertroposphärisch macht sich die Milderung schon deutlich bemerkbar; in 850
hPa steigt die Temperatur bis Freitagfrüh auf Werte zwischen +6 Grad im
Nordwesten und -1 Grad in Südostbayern. Im Gegensatz zum Süden und Südosten
bleibt es im Westen und Norden unter den dichten Wolken allgemein frostfrei mit
Minima zwischen 7 und 2 Grad.
Freitag ... überquert an der Südflanke des hochreichenden und zentralsteuernden
Sturmtiefs ("YONATAN"), das sich nun Richtung Norwegische See verlagert und
langsam auffüllt, ein kurzwelliger Randtrog die Britischen Inseln und greift
abends auf die westliche Nordsee über. Der Höhenkeil über dem Vorhersagegebiet
wird somit weiter abgebaut und nach Süddeutschland abgedrängt. Ähnlich ergeht es
der Hochdruckzone am Boden, die tagsüber aber dem zyklonalen Ansturm noch
Widerstand leisten kann. Somit kommt die Kaltfront unter Wellenbildung weiterhin
nur langsam südostwärts voran und erfasst zunächst nur den Westen bzw. Norden
des Vorhersagegebietes. Präfrontal weiten sich die Regenfälle noch bis in die
mittleren Landesteile aus, etwa von der Pfalz über Osthessen und den Berliner
Raum bis zur Uckermark und südöstlich davon bleibt es noch trocken. Die Mengen
im Frontbereich bleiben überschaubar, lediglich in einigen Staulagen (am ehesten
noch im bergischen Land) kommen um oder etwas mehr als 10 l/m² zusammen, oft
sind es aber noch nicht einmal 5 l/m². Postfrontal hört es wohl schon am
Vormittag und Mittag im Nordwesten auf zu regnen. Die hinterrücks der Front
einströmende Meeresluftmasse ist deutlich erwärmt und weist noch immer 850
hPa-Temperaturen von 1 bis 3 Grad auf, landeinwärts kommt die Kaltfront also
immer mehr "maskiert" daher, da präfrontal mangels Gradienten ab der Mitte
südostwärts die kalte Grundschichtluft vielerorts nicht ausgeräumt werden kann.
Auch im Frontbereich bzw. postfrontal fächert der Gradient etwas auf, so dass
der Wind lediglich an exponierten Nordseeküstenabschnitten bzw. über der offenen
See warnrelevant ist (Bft 7 aus Südwest). In den Kamm- und Gipfellagen einiger
zentraler Mittelgebirge kann es aber nach wie vor steife bis stürmische Böen,
auf dem Brocken Sturmböen aus Südwest geben.
Während an den Alpen und wohl bzw. zumindest auch im südlichen Alpenvorland im
Einflussbereich der Hochdruckzone ein durchaus sonniger Wintertag ins Haus steht
und auch in der Lausitz die Wolken noch stärker auflockern können, bleibt es
sonst stark bewölkt bis bedeckt. In Teilen Bayerns hält sich in den Niederungen
auch Hochnebel. Vor allem vom nördlichen Alpenvorland bis zur Oberpfalz bzw.
nach Oberfranken gibt es dann gebietsweise auch leichten Dauerfrost. Auch sonst
bleibt es im Südosten mit 0 bis 5 Grad eher frisch. Im Rest des Landes liegen
die Höchstwerte meist zwischen 4 und 9 Grad, vom Niederrhein über das Emsland
bis zur Nordsee auch knapp im zweistelligen Bereich.
In der Nacht zum Samstag überquert der Kurzwellentrog die Nordsee und
Norddeutschland rasch ostnordostwärts und schlägt morgens bereits über
Südschweden bzw. der westlichen Ostsee auf. Dahinter schiebt sich ein Höhenkeil
von Frankreich her nach Südwestdeutschland.
Die Kaltfront des über der Norwegischen See langsam nordnordostwärts ziehenden
Tiefs kommt nach wie vor nicht allzu schnell südostwärts voran, erneut kann an
ihr eine flache Welle nordostwärts ablaufen. Präfrontal erfassen die
Niederschläge aber spätestens im Laufe der zweiten Nachthälfte bzw. morgens die
Lausitz und den Osten bzw. Süden Bayerns. Vor allem von Oberschwaben bis zur
Oberpfalz und südöstlich davon gibt es vorher nochmals leichten, in den
Alpentälern auch mäßigen Frost. Somit steht für einige Regionen dort, nach
Lesart der aktuellen Modelle am ehesten in Teilen Oberfrankens, der Oberpfalz
und Oberbayerns, vielleicht auch noch im schwäbischen Alpenvorland erneut eine
Glatteislage ins Haus. Diese fällt wohl meist markant aus, Unwetter ist aber
regional durchaus in Betracht zu ziehen, immer wieder deuten sich in einigen
Prognosetemps die klassischen "warmen Nasen" an.
Die Schneefallgrenze dürfte etwa zwischen 600 und 1000 m aschwanken, eventuell
liegt sie im Stau des Oberpfälzer und Bayerischen Waldes noch etwas darunter.
Darüber fallen aber maximal 1 bis 5 cm Neuschnee, vielleicht in einigen
Staulagen etwas mehr.
Postfrontal klingen die Regenfälle rasch ab, zumal sich auch im Bodenfeld ein
flacher Keil nach Südwestdeutschland schiebt. Die Wolken lockern auf und in der
feuchten Luft breiten sich dann vor allem im Südwesten, Westen und in der Mitte
Nebelfelder aus. Im Nordwesten und Norden verschärft sich dagegen mit
Durchschwenken eines an den Höhentrog gekoppelten Bodentrog der Gradient und
sorgt für bessere Durchmischung. Im Nordseeumfeld kann es erneut steife bis
stürmische Böen aus Südwest geben, in den Gipfellagen der zentralen und
nördlichen Mittelgebirge sind ebenfalls stürmische Böen möglich. Zudem kann es
im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein vor allem in der ersten Nachthälfte
auch kurze Schauer geben.
Während es im Südosten ja noch einmal frostig wird, bleibt es sonst überwiegend
frostfrei mit Minima zwischen 7 und 2 Grad, im Nordseeumfeld auch darüber.
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Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag ... wurde in der Frühübersicht alles Relevante (viel passiert ja nach
Beendigung der Glatteislage im Südosten nicht mehr) besprochen. Auch die
aktuellen Läufe haben so gut wie keine warnrelevanten Wetterereignisse (außer
Nebel und Frost, am ehesten noch im Südosten) auf der Agenda.
Kurz zusammengefasst: Sonnige Abschnitte am ehesten im Tagesverlauf an den
Alpen, aber auch vom Westen über die mittleren Landesteile bis in die Osthälfte
(vor allem am Nordrand der Mittelgebirge). Im Südosten nach Abzug des
(Glatteis)regens oft trüb und Höchstwerte nur wenig über 0 Grad, sonst mild mit
6 bis 12 Grad. Nachts im Westen etwas Regen möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
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Für die kommende Nacht sind die Modellsignale, die auf eine kleinräumig markante
Glatteislage hindeuten, eher weniger geworden. Im Gegensatz zur Nacht zum
Samstag, wo sogar bzgl. der vom Glatteis betroffenen Regionen einigermaßen
Einigkeit in der Modellwelt besteht.
Ansonsten steht der grobe Kurs bis einschließlich Samstag.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.11.2025 um 10.30 UTC
Leicht unbeständig durch abgeschwächte Tröge und Fronten, dabei trotz
vorübergehender Rückseite relativ mild. Vor allem an der Nordsee sowie in
einigen Hochlagen teils stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.12.2025
Die mittelfristige Wettervorhersage beginnt am kommenden Sonntag, dem letzten
Tag des meteorologischen Herbstes, gleich mal mit einer Unschärfe, die schon
gestern an dieser Stelle kommentiert wurde und bisher von der Numerik noch nicht
vollständig getilgt werden konnte. Die Rede ist von einem kleinen
Tiefdruckgebiet, das eine Nordseekreuzfahrt gebucht hat, wo die Reederei aber
noch nicht genau weiß, welcher Kurs einzuschlagen ist. Könnte am Wetter liegen,
womit sich die Katze spätestens hier in den Schwanz beißt. Aber gut, vertiefen
wir das Thema nicht weiter bzw. tun das schon, nur auf synoptischer Basis.
Auf der großräumigen Potenzialkarte erkennen wir einen schwer schwächelnden
Trog, der sich von der Nordsee bis nach Südwesteuropa erstreckt. Kräftige WLA in
seinem Rücken macht ihm ebenso zu schaffen wie ein blockierendes Hoch über dem
nahen Osteuropa. Was also tun in so einer Situation? - Wellenlänge verkürzen,
Amplitude vergrößern und abtropfen. Gesagt, getan, der Cut-Off geht in Richtung
Algerien, während uns das Residuum von Sonntag auf Montag ostwärts überquert.
Korrespondierend dazu zieht das o.e. Tief, das übrigens Allüren einer
Shapiro-Keyser-Zyklone an den Tag legt (soll hier nicht vertieft werden), von
der südwestlichen Nordsee (früher Sonntagmorgen) zur Nordspitze der Kimbrischen
Halbinsel (Datumswechsel zum Montag). Der Kerndruck soll dabei bei rund 995 hPa
liegen. Die zugehörige Kaltfront, thermisch alles andere als ein Adonis
(rückseitig erwärmte subpolare Meeresluft) und auch bezüglich seiner
Wetterwirksamkeit kein Vollathlet, überquert den Vorhersageraum schleifend und
mit leicht angezogener Handbremse (flaches Tief westliches Mittelmeer) ostwärts.
Dabei regnet es mitunter leichter Intensität, je nach Timing und Vorgeschichte
besteht im Südosten eine latente Glatteisgefahr (noch unsicher). Ein paar
Schneeflocken fallen nur in den höchsten Lagen. An der Nordsee frischt der Wind
merklich auf (Süd bis West) mit zunehmender Sturmgefahr.
Am Montag gelangen wir auf die Vorderseite eines neuen, sich über dem nahen
Atlantik formierenden Höhentrogs, der mit einem umfangreichen, aus mehreren
Kernen bestehenden Tiefdruckkomplex korrespondiert. Man benötigt keine
fundamentalen meteorologischen Kenntnisse um zu verstehen, dass eine derartige
Konstellation der Feind des Winters ist, zumindest hier bei uns. Hochreichend
südliche bis südwestliche Winde auf der Vorderseite blasen subtropische
Luftmassen nordwärts (T850 am Dienstag 00 UTC -1 bis +5°C), die in diesem Fall
einen flachen Rücken mit Zwischenhocheinfluss über Mitteleuropa generieren. Nix
von Dauer, greift doch bereits im Tagesverlauf eine Warmfront mit stratiformen
Regenfällen auf den äußersten Nordwesten über. Fraglich ist derzeit noch, wie
weit der Niederschlag in der Nacht zum Dienstag südostwärts vorankommt und dabei
im Südosten evtl. etwas gefrierenden Regen bringt oder eben auch nicht. Tatsache
ist, dass der Südosten des Landes die Region ist, in der die milde Luft am
wenigsten durchgreift. Mangelnde Durchmischung lässt bei "günstiger"
Nachtbewölkung immer mal wieder eine dünne Kaltluftschicht entstehen, die sich
auch tagsüber leidlich hält (allerdings ohne Dauerfrost). Während gerade im
Südosten also noch ein paar Fragezeichen hinter der Detailentwicklung stehen,
scheint es ausgemachte Sache zu sein, dass der Nordwesten im Allgemeinen und die
Nordsee im Besonderen ordentlich Wind bzw. Sturm abbekommen. Zudem setzt im
Laufe des Dienstags in den Alpen kräftiger Föhn ein, teils mit (schweren)
Sturmböen auf Gipfeln und Kreten.
Bis Donnerstag grüßt dann das berühmte Murmeltier, meint, die Abläufe scheinen
sich zu widerholen: Übergreifen des neuen, stark verkürzten Höhentrogs (inkl.
deutliche Abtropftendenz), vorgeschaltet eine schleifende und mithin wenig
progressive teilokkludierte Kaltfront, deren Wetterwirksamkeit sich in Grenzen
hält. Ob der Trend in der erweiterten Mittelfrist in Richtung Zonalisierung
übergeht, wie von IFS angedeutet, oder das Murmeltier weiterhin grüßt, bleibt
abzuwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großräumige Wetterlage, die sich zum Monatswechsel und darüber hinaus
einstellt, wird relativ konsistent gerechnet. Das schließt Unschärfen respektive
kleine Unterschiede in der Prognose zwar nicht aus, das große Ganze steht aber
auf einem sehr soliden Fundament, auch modellübergreifend. Tendenziell werden
ziemlich milde Luftmassen nach Deutschland gesteuert, lediglich im windschwachen
Südosten bleibt es etwas frischer mit leichtem Nachtfrost. Von "echtem"
Winterwetter bleiben wir aber meilenweit entfernt. Der Wetterablauf gestaltet
sich leicht wechselhaft mit zeitweiligen Regenfällen vornehmlich in der
Nordwesthälfte. Dazu weht insbesondere an der Nordsee mitunter ein starker bis
stürmischer Wind aus vornehmlich südlichen Richtungen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch beim Modellvergleich lässt sich konstatieren, dass die großräumige
Entwicklung sehr ähnlich simuliert wird. Freilich sollte man dabei nicht zu
beckmesserisch urteilen und Lupe bzw. Mikrometerschraube links liegen lassen.
Gewisse Timingunterschiede sind ebenso präsent wie räumliche Verschiebungen, der
Witterungscharakter wird dadurch aber nicht nennenswert beeinträchtigt.
Ein Satz aber noch zum Nordseetief am Sonntag/Montag, das gegenüber IFS von ICON
und GEM etwas langsamer, von GFS etwas schneller und von UK10 etwas weiter
nördlich simuliert wird. Es versteht sich also von selbst, dass sowohl in Bezug
auf die genaue Wind-/Sturmentwicklung (vor allem Nordsee) als auch auf das
Niederschlagsgeschehen (Glatteis/gefrierender Regen im Südosten ja/nein) auf
deterministischer Basis die Messe noch nicht gelesen ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutsche Städte zeigen einen
vergleichsweise gutmütigen Verlauf, bei dem die Ensembles mehrheitlich dicht am
HRES (also dem Hauptlauf) liegen. Erst im Verlaufe der ersten Dezemberwoche
nimmt die Spreizung der Kurven allmählich zu, so dass hinsichtlich der
erweiterten Mittelfrist noch verschiedene Optionen auf dem Tisch liegen. Es gibt
sogar eine Handvoll "kalter" Lösungen mit 850-hPa-Temperaturen um -5°C,
gleichwohl bleibt die Hoffnung auf einen zweiten Wintereinbruch nach dem
zumindest regionsweise durchaus gelungenen Erstschlag der zurückliegenden Woche
äußerst gering.
Das wird auch schnell deutlich, wenn man auf die Clusterung der IFS-Ensembles
schaut. Zäumen wir das Pferd mal von hinten auf und betrachten den Zeitraum
T+192...240h (Freitag bis Sonntag nächster Woche), wo sich drei Schubladen öffnen.
20 Mitglieder steuern in Richtung "Blockierung" (ähnelt Winkelwest), 16
Mitglieder + HRES favorisieren das Muster "NAO+" und die restlichen 15 Fälle
tendieren zu "NAO-". Wirklich winterlich sieht keines der Muster aus.
Die drei Cluster, die für das Zeitfenster T+120...168h (Dienstag bis Donnerstag)
aufgemacht werden, unterscheiden sich für Mitteleuropa nur marginal und zeigen
alle das Übergreifen des sich verkürzenden Höhentrogs. Dass für den Beginn der
Mittelfrist am Sonntag/Montag (T+72...96h) die Maximalzahl von sechs Clustern
offeriert wird, ist nicht neu. Wo da genau die Unschärfen/Unterschiede liegen,
die so eine hohe Differenzierung rechtfertigen, ist nicht ersichtlich. Über
Mitteleuropa jedenfalls sind die Differenzen bestenfalls infinitesimaler Natur.
Noch eine Bemerkung zur Tiefpassage am Sonntag/Montag. Wurde gestern im Ensemble
für die Deutsche Bucht noch ein Spread von rund 25 hPa zwischen dem höchsten und
niedrigsten Luftdruck registriert (Referenz Sonntagmittag), sind es heute nur
noch 15 hPa. Es besteht als Hoffnung, dass die Numerik das Tief in puncto
Zugbahn und Intensität noch rechtzeitig in den Griff bekommt.
FAZIT:
Im Grunde kann man das gestrige Fazit des geschätzten Kollegen Leyser Sturm
nahezu 1:1 übernehmen: Übergreifen abgetakelter Tröge und Kaltfronten mit etwas
Regen, dabei im Südosten mitunter Gefahr von Glatteis (höchste
Wahrscheinlichkeit allerdings in der Kurzfrist (Nacht zum Samstag)). Ansonsten
Advektion relativ milder Luftmassen, nur im schlecht durchmischten Südosten
etwas Hausmacherkaltluft. An der Nordsee und ab Dienstag auch in den Alpen
(Föhn) zeitweise stürmisch.
In der erweiterten Mittelfrist noch verschiedene Optionen, neuerlicher
Wintereinbruch aber eher nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM:
Vor allem an der Nordsee frischt der Wind schon in der Kurzfrist beginnend
zeitweise stürmisch auf (Böen 8-9 Bft), wobei er meist aus Süd bis Südwest, nur
kurzzeitig (Tiefrückseite am Sonntag/Montag) mal aus westlichen Richtungen weht.
Erst zur Wochenmitte ist eine gewisse Abnahme erkennbar. Die Ostseeküste ist
aufgrund des geringeren Gradienten sowie der überwiegend ablandigen
Windkomponente weniger betroffen (geringe Wahrscheinlichkeit Böen 8 Bft). Dafür
setzt am Dienstag in den Alpen Südföhn ein mit der Gefahr (schwerer) Sturmböen
9-10 Bft in anfälligen Hochlagen.
GLATTEIS:
Die größte Gefahr für gefrierenden Regen und Glatteis ist in der Nacht zum
Samstag (Kurzfrist) im Südosten gegeben. Auch danach - insbesondere in der Nacht
zum Montag - ist Glatteis im Südosten noch mal möglich, allerdings mit
geringerer Wahrscheinlichkeit.
SCHNEE:
Fehlanzeige!
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Basis für Mittelfristvorhersage
Modellmix mit IFS-EPS und MOS-Mix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann
Quelle: Deutscher Wetterdienst
